Geld anzulegen gilt für viele Menschen nicht gerade als sexy. Das hat nicht nur mit den aktuell niedrigen Zinsen zu tun. Die Aussicht, das schwer Verdiente künftig jahrelang nur noch in Form von nüchternen Konto- oder Depotauszügen wahrzunehmen, ist nicht gerade erbaulich. Doch es geht auch anders: Wer sich einen Oldtimer zulegt, eine teure Uhr, eine wertvolle Briefmarkensammlung, einen gut bestückten Weinkeller, ein schönes Schmuckstück oder ein Gemälde eines bekannten Künstlers, der verbindet unter Umständen das Angenehme mit dem Nützlichen. Denn all diese edlen Dinge nutzen sich nicht ab. Wer ein besonders gutes Händchen hat, kann sogar auf einen kräftigen Wertzuwachs hoffen. Auch für den weihnachtlichen Gabentisch eignen sich manche Luxusgüter deshalb hervorragend - vorausgesetzt, das Portemonnaie des Schenkenden ist entsprechend großzügig ausgestattet.
Selbst Vermögensverwalter, deren Beruf es eigentlich ist, das Geld ihrer Kunden auf nüchterne Weise möglichst schnell zu vermehren, entwickeln gelegentlich ein Faible für solche unkonventionelle Formen der Geldanlage, die neben schnöder Rendite auch einen gewissen optischen oder haptischen Genuss bieten. "Man sollte sich allerdings mit den Wunschobjekten auskennen", sagt Ingo Schweitzer, Vorstand der Anceka Vermögensbetreuung in Kaufbeuren. "Männer mögen oftmals Oldtimer, vergessen aber leider dabei die Kosten." Zur Erhaltung benötige man neben einer qualifizierten Werkstatt und einer klimatisierten Garage vor allem auch Zeit. "Wenn diese Voraussetzungen alle da sind, spricht nichts gegen ein gewinnbringendes Hobby." Vor der Investition komme "die Information, gepaart mit einem gesunden Menschenverstand", fügt der Vermögensverwalter hinzu.
Wer hohe Wertzuwächse erzielen wolle, müsse nicht unbedingt in das teuerste Prestigeobjekt investieren. Es müsse nicht immer der fertige Oldtimer sein, sagt Schweitzer. Erfolgversprechender sei möglicherweise ein Youngtimer mit guten Aussichten. Wer nur den Wertzuwachs im Blick habe, könne auch daran denken, sein Geld lieber in rare Ersatzteile für Old- und Youngtimer zu investieren, rät der Vermögensverwalter. Ersatzteile eines Oldtimers statt eines echten Oldtimers? Hier tritt er allerdings wieder auf, der Konflikt zwischen optischem und haptischem Genuss einerseits und Rendite andererseits.
Andreas Görler von der Vermögensverwaltung Wellinvest- Pruschke & Kalm in Berlin ist skeptischer, was Luxusgüter als Geldanlage angeht. "Sofern man vorhat, direkt in Luxusgüter zu investieren, muss einem klar sein, dass es hierfür keinen wirklich liquiden Markt und keine Börsen gibt. Die Preisbildung ist meist sehr individuell", merkt er an. Außerdem müssten die erworbenen Güter auch aufbewahrt werden, was bei edlem Schmuck Versicherungskosten verursache. Bei hochwertigen Weinen müsse sich der Anleger um gut klimatisierte Vorratslager kümmern. Bei einer Sammlung von Oldtimern wiederum benötige er viel Platz. Briefmarken und Münzen seien, was die Aufbewahrung anbelange, etwas bequemer. "Auch der Handel ist hier etwas breiter aufgestellt", so Görler. "Bei historischen Marken und Münzen sollte man sich aber auf bestimmte Segmente spezialisieren", lautet sein Rat. "Eine Geldanlage sollte auch unbedingt von einem Hobby oder gar einer Sammelleidenschaft getrennt werden, da man sich sonst nicht mehr von den liebgewonnen Objekten trennen kann." Sein Fazit: "Für den Vermögensaufbau sind Luxusgüter eher ungeeignet." Hier handele es sich um eine Investition, die man sich leisten können müsse. "Wenn man über das notwendige Kapital verfügt, sollte man sich unbedingt über einen längeren Zeitraum informieren, bevor man auf einer Auktion aktiv wird", so Görler.
Eine Alternative für Anleger sei es, statt Oldtimern, Uhren oder Wein besser gleich die Aktien der Hersteller und Vertreiber zu kaufen. "Ein Privatanleger sollte definitiv die Aktien solcher Unternehmen vorziehen. So ist ein kostengünstiger Vermögensaufbau in diesem Segment überhaupt möglich, da lediglich die üblichen Spesen für den An- und Verkauf von Wertpapieren und eventuell noch Depotgebühren entstehen", sagt Görler. Explizit empfiehlt Görler Aktien von Luxusgüterunternehmen wie Richemont, Burberry, LVMH oder alternativ Hermès Investmentfonds aus diesem Segment. Die Entwicklung der Aktienkurse solcher Unternehmen hänge allerdings von einer hohen Auslandsnachfrage beispielsweise in China ab. "Wechselwirkungen mit negativen Wachstumsraten und einer schwachen Währung aus dem Reich der Mitte sind dann inklusive."
In das Schöne investieren Einen anderen Standpunkt vertritt Marianne Gatzweiler von der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf. "Luxus, ja. Aber nicht als Kapitalanlage", sagt sie entschieden. "Der Kunde soll sich an dem Luxusgut erfreuen. Zinsen gibt es keine mehr, da fällt der Kauf von Luxusgütern leichter. Bevor die nächste Immobilie gekauft wird, sollten Anleger auch mal in die schönen Dinge des Lebens investieren", so die Vermögensverwalterin. "Ein Halstuch von Hermès möchte die Kundin tragen und zeigen. Das kann der Kunde mit der Aktie nicht." Wer sich dennoch um die Werthaltigkeit seines Luxusguts sorge, der sollte darauf achten, dass immer ein zertifiziertes Gutachten vorliege, rät Gatzweiler. Außerdem sollte nur über einen professionellen Händler gehandelt werden. Was Luxusgüteraktien angeht, hat Gatzweiler eher gemischte Gefühle: "Luxusaktien sind täglich liquidierbar und haben eine konstante Geschäftsentwicklung. Insofern kann man solche Titel in seine Anlageüberlegungen einbeziehen. Aber hat man bei Luxusaktien, das Gefühl, Luxus zu haben? Sicher nicht."
Die expansive Geldpolitik der Notenbanken hat den Fokus der vermögenden Anleger neben Immobilien in den vergangenen Jahren auf hochwertige Sachgüter wie Autos, Uhren, Kunst, Schmuck und Wein gelenkt, sagt Maik Bolsmann, Geschäftsführer der B&K Vermögen in Köln. Aufgrund der enormen Nachfrage sind die Preise dieser Luxusartikel in kurzer Zeit teilweise zweistellig gestiegen. Günstige Angebote sind mittlerweile rar. Auch haben die gestiegenen Preise Kriminelle wie Fälscher oder Kopierer auf den Plan gerufen. Anleger, die in Luxusgüter investieren, sollten die Güter also entweder genau kennen oder Fachleute an der Seite haben, um sich der Echtheit zu vergewissern, rät Vermögensverwalter Bolsmann. Der Kauf von Luxusgütern ist preislich zumeist mit hohen Einstiegshürden verbunden. Ein Oldtimer zum Beispiel kostet mindestens mehrere 10 000 Euro. Zudem müssen Anleger ihr Kapital auch langfristig entbehren können. Wer lediglich auf den Wertzuwachs schielt, sollte besser auf Aktien von Luxusgüterkonzernen setzen.