Das vergangene Quartal war erneut von politischen Ereignissen geprägt. Nach der ersten und zweiten Wahlrunde in Frankreich Ende April und Anfang Mai konnten die europäischen Märkte profitieren, da die politischen Risiken in Europa deutlich abgenommen haben. In Italien sind die diskutierten vorgezogenen Neuwahlen vorerst vom Tisch und werden somit erst wieder Anfang 2018 zum Thema. Die zuletzt bekannt gegebene Bankenliquidation stärkt das italienische Bankensystem und senkt entsprechend die systemischen Risiken. Die amerikanischen Börsen waren zunächst geprägt durch Unsicherheit bezüglich der Trump/FBI Affäre, konnten aber nach einem glimpflichen Ausgang ebenfalls weiter zulegen. Die Gewinnsituation der US-Unternehmen in den zurückliegenden Quartalen war erfreulich, so dass die Kursanstiege teilweise auch untermauert wurden. US-Aktien bleiben somit hoch bewertet, sind aber nicht teurer geworden. Die zeitnah abgeschlossenen Bankenstresstests der 34 größten in den USA tätigen Institute waren erfolgreich und beflügelten den Finanzsektor. Eine Umsetzung der Konjunkturmaßnahmen der Trump-Administration ist bisher jedoch ausgeblieben, somit preist die US-Börse immer noch Vorschusslorbeeren ein. Im globalen Vergleich konnten die asiatischen Aktienmärkte am stärksten zugewinnen.
Gegen Mitte des 2. Quartals konzentrierten sich die Markteilnehmer wieder zusehends auf die Makrodaten dies- und jenseits des Atlantiks. Die jüngsten US-Frühindikatoren, allen voran der Automobilsektor, zeigten Anzeichen einer Abschwächung. Zusammen mit der geringen Lohnentwicklung und den nachlassenden Inflationsdaten nimmt die Wahrscheinlichkeit weiterer US-Leitzinsanhebungen in 2017 durch die FED ab. Innerhalb der europäischen Indizes fand eine ausgeprägte Branchenrotation statt. Während Telekomwerte, Energie und Rohstoffe sowie Automobile und Technologie korrigierten, konnten Finanzen, Gesundheit, Nahrung und Transport/Logistik zulegen. In Europa zeigt sich im Gegensatz zu den USA ein anderes geldpolitisches Bild. Zinsanhebungen sind zwar weiterhin nicht in Sicht, allerdings wirkte EZB-Chef Draghi in der letzten Woche ungewohnt konjunkturoptimistisch und heizte damit Spekulationen auf eine früher als erwartete Wende in der europäischen Geldpolitik an. Die Aussagen brachten speziell den USD zum Euro deutlich unter Druck. Sowohl erfreuliche Einkaufsmanagerindizes als auch das positive Verbrauchervertrauen in der Eurozone signalisieren eine weiterhin anhaltende konjunkturelle Dynamik. Der deutsche IFO-Index erreichte den höchsten Stand seit über 20 Jahren. Auch in Europa bleibt der Preisdruck niedrig. Die Energiepreise, allen voran im Ölsegment, kamen nach dem zunehmenden Angebot aus Libyen und Nigeria sowie der anhaltend hohen US-Schieferölproduktion unter Druck und glichen etwaige Förderkürzungen der OPEC aus. Demensprechend halten sich die globalen Ölvorräte auf ihrem hohen Niveau. Ein nachhaltiger Anstieg der Ölpreise wird so vorerst verhindert. Edelmetalle konnten im Berichtszeitraum zwar zwischenzeitlich weiter gewinnen, schlossen aber zum Quartalsende unverändert. Durch den USD-Rückgang stehen im Gold im laufenden Jahr sogar leichte Verluste zu Buche.
Die Gewinnmitnahmen der letzten Tage decken sich mit unserer Erwartung eines bevorstehenden handelsarmen Sommerlochs. Wir erwarten somit kurzfristig ein unattraktives Chance/Risiko-Verhältnis bei Aktien und reduzieren die Gewichtung dieser Assetklasse zu Gunsten der Liquidität über den Sommer. Weitere Risiken stellen, neben Enttäuschungen der konjunkturstützenden Versprechungen durch die US-Regierung auch die frühzeitigen Tapering-Überlegungen der EZB dar. Wobei wir weiterhin keine Anzeichen für steigende Zinsen in der Eurozone erkennen können. Entsprechend bieten Anleihen nur sehr vereinzelt eine sinnvolle Investmentalternative.