Auch das zweite Quartal war geprägt von den seit Februar anhaltenden Inflationssorgen im Zusammenhang mit der Wiedereröffnung der globalen Volkswirtschaften sowie den damit verbundenen möglichen Reaktionen der Notenbanken. Die Juni-Sitzung der FED wurde mit großer Spannung erwartet. Hierbei beschäftigte die Marktteilnehmer vor allem die Frage, ob die FED erste Signale einer Trendwende der ultralockeren Geldpolitik aussendet.
Vor allem die Rückführung der monatlichen Anleihekäufe (Tapering) stand im Fokus. Erste Leitzinsanstiege erwartet die FED in 2023. Vor diesem Hintergrund wurde die Entwicklung der Renditen von US-Staatsanleihen besonders in Augenschein genommen. Die Renditen der 10-jährigen US-Treasuries haben nach Ihrem Anstieg im ersten Quartal zuletzt wieder nachgegeben.
Real betrachtet liegen die US-Renditen mittlerweile sogar auf historischen Tiefs. Auch die Europäische Zentralbank findet ähnlich beruhigende Worte und sieht derzeit keine nachhaltigen Inflationsgefahren und damit vorerst keinen Bedarf für Zinsanhebungen.
Die Aktienmärkte zeigten im Berichtszeitraum erneut unterschiedliche Branchenentwicklungen. Während die seit Mitte des ersten Quartals sehr gut gelaufenen zyklischen Branchen, wie Chemie und Automobile, etwas pausierten, konnte Technologie Boden gutmachen. Die asiatischen Märkte, allen voran China, zeigten bislang jedoch eine unterdurchschnittliche Entwicklung. Die Wiederöffnungen der Volkswirtschaften verlaufen in sehr differenziertem Tempo. Der globale Impffortschritt wird das anlaufende globale Wirtschaftswachstum weiter stabilisieren und tendenziell zu Anhebungen bei Umsatzund Gewinnerwartungen der Unternehmen führen.
Der Anstieg der Preisdaten bei Rohstoffen kann vor dem Hintergrund des Lockdowns und der damit einhergehenden Basiseffekte seit dem Pandemie-Tief weiterhin als vorübergehend betrachtet werden. Hinzu kommt ein erwarteter Anstieg der Preise für Dienstleistungen im Hinblick auf die Wiedereröffnungen ab Sommer. Die jüngsten Daten zu den stark gestiegenen Preisen von Holz und Kupfer signalisieren aber bereits eine deutliche Entspannung. Auch Gold als Inflationsindikator gab zuletzt nach seiner Erholung wieder stärker nach.
Somit rückt die Fiskalpolitik wieder stärker in den Mittelpunkt der Berichterstattung. Während die neue USRegierung unter Biden weiter an den Verhandlungen ihrer Stimulus Programme arbeitet, rudert sie bei den Steuersätzen etwas zurück. Zusammen mit den angekündigten Aktienrückkaufprogrammen sollte dies die Aktienmärkte auf mittlere Sicht weiter stützen können. Spannend wird sicherlich auch die kommende Berichtssaison, da die Erwartungen für das zweite Quartal, nach dem in Summe positiven Verlauf im ersten Quartal, bereits sehr hoch gesteckt wurden und damit Potenzial für Enttäuschungen bieten.
Die derzeitige Stimmung für Aktien bleibt dennoch grundsätzlich positiv. Die Sentimentindikatoren bewegen sich im neutralen Bereich und auch die institutionellen Investoren sind aktuell nicht hoch investiert. Das spricht für wenig Verkaufsdruck. Fakt ist: Die Marktakteure werden auch in den nächsten Quartalen die Preissteigerungen sehr genau verfolgen. Entscheidend bleibt weiterhin, ob diese nachhaltig oder vorübergehend sind und wie die Notenbanken darauf reagieren.
Auch bei einem zukünftigen Tapering der Notenbanken bzw. einer weniger expansiven Geldpolitik sollte die niedrige Realzinsphase wenig an der bestehenden Attraktivität der Assetklasse Aktien gegenüber Anleihen ändern. Spätestens nächstes Jahr sollten sich zudem, neben der voll anlaufenden Produktion, auch die Lagerbestände wieder voll aufgefüllt haben, Lieferkettenprobleme der Vergangenheit angehören und die Transportkosten auf die bekannten Niveaus zurückkommen. Wir bleiben für das zweite Halbjahr optimistisch für die Themen Digitalisierung, IT, Cloud und E-Commerce sowie Infrastruktur, Biotechnologie und Gesundheit, Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien und sind entsprechend investiert. Wir berücksichtigen aber auch die insgesamt aufstrebende Region Asien in den Portfolien. Auf größere Turbulenzen reagieren wir mit temporärem Liquiditätsaufbau bzw. Reduktion der Risikoquote.