Ein turbulentes 1. Quartal geht zu Ende. Die Branchen- und Länderrotation sorgte für sehr unterschiedliche Ergebnisse in den verschiedenen Marktsegmenten. Nach einem freundlichen Jahresstart führten Diskussionen über steigende Inflationsraten und anziehende Langfristzinsen in den USA zu Kursrückgängen bei stark auf Wachstum ausgerichteten Branchen. Demgegenüber gewannen die Kurse für zyklische Titel wie Auto-, Chemie- und Industrie-Werte deutlich. Die gestiegenen Preise bei Rohstoffen und im verarbeitenden Gewerbe führten zu einem überraschend schnellen Anziehen der Renditen bei den US Staatsanleihen, welche zu Umschichtungen aus zinssensitiven Wertpapieren führten. Auch stabile Konsumaktien, die in den letzten Jahren zunehmend als Zinssurrogate eingesetzt wurden, verloren zeitweise zweistellig. Die steigenden US-Zinsen belasteten zudem die Edelmetalle als zinslose Assetklasse. Ebenso litten Anleihen unter der neuen Situation. Gewinnerbranchen waren Energie/Öl, Industrie und Finanzen. Die europäischen Aktienmärkte erzielten aufgrund Ihrer zyklischen Branchenaufstellung bessere Ergebnisse als Nordamerika und Asien. Dies ist umso erstaunlicher, da diese Regionen bei den Impfungen deutlich schneller vorankommen als Europa. Ansteigende COVID-Neuinfektionen und Virusmutationen nähren die Befürchtung, dass trotz der laufenden Impfungen die lang ersehnten Lockerungen weiter in die Zukunft verschoben werden könnten.
Dennoch sind die bisherigen europäischen Konjunkturdaten, wie bspw. Einkaufsmanagerindizes und IFOIndex, sehr ermutigend und zeigen ein stabiles Anlaufen der Volkswirtschaften. Die chinesische Regierung reduzierte den Stimulus, um übermäßige Spekulationen an den Aktienmärkten sowie im Immobiliensektor zu verhindern. Ebenso wurden die großen Technologiewerte stärker reguliert. Dies führte zu einer Korrektur am chinesischen Aktienmarkt. Mittel- und langfristig ist Chinas Ausgangslage aber unverändert stark und die jüngsten Wirtschaftsindikatoren zeigen ein hohes einstelliges Wachstum für die nächsten Quartale an.
Die zeitweise Blockade des Suezkanals führt der Welt erneut die Verletzlichkeit der globalen Wertschöpfungsketten vor Augen. Zudem nehmen u.a. Spannungen zwischen China und den USA wieder zu. Das Machtstreben Chinas in Asien wird zunehmend kritisch gesehen. In Hong Kong wurden bereits Fakten geschaffen; ein offener Konflikt mit Taiwan wäre ein Risikoszenario, das insbesondere die Lieferketten der Technologie-Branche treffen würde.
Die Märkte preisen das Ende der Pandemie bereits ein und erachten das wirtschaftliche Risiko als vertretbar. Die jüngste Hedgefonds-Pleite, Archegos Capital, sollte auf die involvierten Parteien begrenzt bleiben und sich nicht zu einer globalen Belastung entwickeln. Die hohen privaten Sparguthaben und die Investitionsprogramme der Regierungen sollten in der zweiten Jahreshälfte zu einem Konsumschub führen. Die damit verbundenen Inflationssorgen erscheinen übertrieben, da sie temporär, somit beherrschbar und demnach nicht zu nachhaltigen Zinssteigerungen führen sollten. Gleichwohl gilt es, diese Entwicklung genau zu beobachten. Anziehende Infrastrukturausgaben und die laufende Digitalisierung sollten weiterhin im Fokus stehen.
Wir konzentrieren uns auf die Wachstumsperspektiven für das zweite Halbjahr, die bis dato ausgesprochen gut ausfallen. Risikofaktoren wie COVID-Fallzahlen oder Rückschläge bei den Impfkampagnen bleiben uns für die nächsten Quartale vermutlich noch erhalten. Die jüngste Outperformance der Value-Aktien, die für unsere stärker auf Wachstum ausgerichtete Strategie einen Nachteil bedeutet hat, sehen wir als temporäres Phänomen an. Die Bewertungen vieler Wachstumsaktien sind wieder auf einem moderaten Niveau. Neben den Nach-COVID-Profiteuren im zyklischen Bereich bleiben die Themen Halbleiter, künstliche Intelligenz, Biotech und erneuerbare Energien für die nächsten Jahre hochattraktiv. Unser Bestreben wird weiterhin eine ausgewogene Branchenstruktur mit Wachstumsfokus sein, denn zukünftig steigende Umsätze und Gewinne sind die Voraussetzung für nachhaltig steigende Unternehmenswerte.