Die Bilanz des ersten Halbjahres ist, bis auf kleinere Unterbrechungen, für diverse Anlageklassen erfreulich ausgefallen. Ein guter Teil der Aufwärtsbewegungen ist durch die Erwartung erneut fallender Zinsen in den USA begründet. Dennoch sind die Marktteilnehmer im aktuellen Umfeld weiterhin vorsichtig positioniert. Institutionelle Investoren halten nach wie vor auffallend hohe Kassenbestände. Einerseits blieben die fundamentalen Frühindikatoren unter Druck, andererseits gaben das Zurückrudern der US-Notenbank FED und die expansiven Aussagen der europäischen Zentralbank den Aktienmärkten Auftrieb, stützten aber zugleich den Goldpreis und den Schweizer Franken, belasteten den US-Dollar. Die Probleme im Zusammenhang mit den Handelsbeziehungen zwischen USA und China, aber auch das eingetrübte diplomatische Klima zwischen den USA und dem Iran sorgten für Unsicherheit bei den Marktteilnehmern. Hinsichtlich des Handelsstreits ist die Rivalität um die technologische Vorherrschaft zwischen den USA und China einer der Hauptgründe dafür, dass bisher noch keine Einigung zwischen beiden Großmächten erfolgte. Bezüglich des Iran-Konflikts führten die jüngsten militärischen Eskalationen zu Sorgen um die Ölversorgung. In der Vergangenheit waren Einschränkungen aufgrund geopolitischer Gegebenheiten aber meist nur von kurzer Dauer. Die „sicheren Häfen“ wurden von Investorenseite jüngst stärker nachgefragt. Der Bund-Future bewegt sich auf Rekordniveau bei über 173 Punkten. Der Schweizer Franken beweist weitere Stärke gegenüber dem Euro und auch der Goldpreis legte deutlich zu. Hieraus lässt sich schließen, dass die Marktteilnehmer tendenziell risikoavers eingestellt sind. Gold profitiert zudem nicht nur von den Unsicherheiten, sondern auch von Käufen verschiedener Staaten, dem niedrigen Zinsumfeld und dem schwächeren US-Dollar.
Die US-Wirtschaft zeigt sich weiterhin robust allerdings mit nachlassender Dynamik. Die erzielte Einigung im Zollstreit mit Mexiko zeigt, dass die trumpsche Verhandlungstaktik in diesem Fall funktioniert hat. Die verhärteten Fronten im Handelsstreit mit China hingegen machen sich allmählich auch in der US-Wirtschaft bemerkbar. Die US-Notenbank FED reagierte und stellt Zinssenkungen in Aussicht für den Fall, dass sich das globale Konjunkturklima stärker abkühlen sollte. Mittlerweile preist der Anleihemarkt eine Zinssenkung für Juli ein. Zusätzliche Zinssenkungen sind im Gespräch. Europa leidet unter dem angespannten wirtschaftlichen Umfeld und politischen Risiken. Insbesondere der Handelskrieg zwischen China und den USA sowie das politische Chaos rund um den Brexit sorgen nicht gerade für positive Stimmung bei den Marktakteuren. Der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes befindet sich mit zuletzt 47,7 weiterhin unter der Wachstumsmarke von 50 Punkten. Insgesamt bleibt das Bild damit verhalten. Besonders die exportabhängige deutsche Industrie leidet unter dem schwächeren Welthandel, dem US-Protektionismus sowie Sanktionen. Die Gewinnschätzungen für die DAX-Unternehmen gehen von einem Rückgang von bis zu 15% in diesem Jahr aus, einer der schwächsten Werte im Ländervergleich. Die Anzeichen verdichten sich, dass entweder der Aktien- oder der Rentenmarkt mittlerweile einen kritischen Punkt erreicht haben. Während die Wirtschaft schwächelt, verteidigen die Aktienmärkte ihr teilweise hohes Niveau. Auch die Signale des Anleihenmarkts lassen sich zurzeit nur schwer mit den robusten Aktienmärkten in Einklang bringen. Die Renditen an den Anleihemärkten sind teilweise auf neue Tiefstände gefallen. Historisch gesehen sind solche Divergenzen nicht von langer Dauer. Eine nachhaltige Baisse an den internationalen Aktienmärkten muss deshalb aber noch lange nicht kommen. Selbst unter Berücksichtigung erwarteter Gewinnrückgänge sind europäische, insbesondere deutsche Aktien günstig bewertet. Das zeigt vor allem die enorme Diskrepanz zwischen Aktien- und Anleiherendite.
Wir waren im letzten Quartal bewusst defensiver aufgestellt. Die teilweise überkaufte Markttechnik und der saisonale Rhythmus sendeten kurzfristig negative Signale. Die Gewinnerwartungen wurden auch für das 2. Quartal deutlich nach unten revidiert. Die kommende Berichtssaison sollte Aufschluss darüber geben, welche Chancen für eine konjunkturelle Erholung in der zweiten Jahreshälfte bestehen und wie wir die Portfolien für das 2. Halbjahr ausrichten.