Ein eher ruhiger und ereignisloser Handel über die Sommermonate getrieben von erfreulichen Quartalsdaten prägte den Marktverlauf bis Mitte September. In der zweiten Septemberhälfte zeigten sich die Börsen jedoch von Ihrer schwächeren Seite. Grund hierfür war eine Gemengelage aus stark steigenden Energiepreisen, eine mögliche Immobilienpleitewelle in China, anhaltende Lieferkettenprobleme sowie die ausstehende Anhebung der US-Verschuldungsgrenze.
Die Energiepreise wurden durch knappe Gas- und Kohlevorräte für den Winter getrieben. Der weltweite Energiemangel beeinträchtigt, neben gestiegenen Transportkosten, zusätzlich die bestehenden Lieferengpässe im verarbeitenden Gewerbe. Spannend wird sein, inwieweit sich die Auswirkungen der Lieferkettenproblematik und Preisanstiege auf die anstehende Berichtssaison auswirken.
Die zuletzt etwas schwächeren Konjunkturdaten sind nach wie vor auf hohem Niveau. Der bestehende Aufschwung kann aufgrund eines soliden Arbeitsmarktes, guter Unternehmenszahlen und eines freundlichen Konsumverhaltens als grundsätzlich robust bezeichnet werden.
Die US-Notenbank plant, ihre monatlichen Anleihenkäufe ab Dezember langsam zu reduzieren, bleibt aber grundsätzlich weiterhin expansiv aufgestellt. Diese Diskussion verbunden mit den ansteigenden Inflationszahlen führte zu steigenden Renditen und beunruhigte, wie bereits im Februar und März dieses Jahres, die Marktakteure. Die Folge ist auch diesmal eine ausgeprägte Sektorrotation. Noch nicht profitable Wachstumsaktien mit hohem Fremdkapitaleinsatz stehen unter Druck, während die hohe Nachfrage und die damit verbunden steigenden Rohstoffpreise beispielsweise Energiewerten Auftrieb verlieh. Aufgrund der Notenbankaussagen zum „Tapering“ festigte sich der US-Dollar im Berichtszeitraum deutlich gegenüber dem Euro. Die Edelmetallpreise bewegten sich dagegen wenig. Auch die deutsche Bundestagswahl war, nachdem feststand, dass eine Rot-Rot-Grüne Regierung nicht möglich wird, eher ein Non-Event für die Börsen.
In diesem Marktumfeld und aufgrund der bekannten Saisonalität haben wir die Liquiditätsquoten in unseren Portfolien erhöht, um in Schwächeperioden investieren zu können.
Die Coronasituation, speziell die Deltavariante, stellt aufgrund der bisher erreichten Impfquoten aus Sicht der meisten Marktteilnehmer keine nachhaltige Gefahr dar, wenn auch die entsprechenden COVID Gewinner-und Verlierer-Branchen je nach Impffortschritt sehr unterschiedlich performten. Dies kann sich zukünftig mit neuen Mutationen schnell ändern, da die Impfquoten immer noch nicht hoch genug sind und die saisonal bedingte kältere Jahreszeit vor der Tür steht.
Ein großer Belastungsfaktor kann von der drohenden Zahlungsunfähigkeit der USA ausgehen, sofern sich die Abgeordneten im Repräsentantenhaus innerhalb der nächsten zwei Wochen nicht auf eine Erhöhung der US-Schuldenobergrenze einigen können. Eine Einigung wäre andererseits ein Katalysator für steigende Kurse. Solange kein nachhaltiges Abwürgen des Wirtschaftsaufschwungs zu erkennen ist und die aktuelle Inflationsdynamik sowie die Lieferkettenprobleme temporäre Phänomene darstellen, bleiben wir mit Blick auf das Jahresende optimistisch für Aktien. Die Inflationserwartungen und die Entwicklung der Zinsen werden stark von der Glaubwürdigkeit der zukünftigen Notenbankpolitik abhängen. Hierauf sowie auf den kommenden Quartalszahlen liegt unser besonderes Augenmerk. Positiv zu bewerten sind in diesem Umfeld nach wie vor die anstehenden Stimulierungsprogramme der Regierungen, wenn auch speziell die USA ihr geplantes Infrastrukturpaket wahrscheinlich noch weiter reduzieren müssen. Zudem wird die hohe Liquidität an den Märkten nur sehr langsam zurückgefahren und ist weiterhin eine starke Stütze für den Aktienmarkt.