Als unabhängiger Vermögensverwalter bemühen wir uns ständig um eine sachliche und verständliche Aufarbeitung der aktuellen Lage, diese schätzen wir per heute wie folgt ein:
Was ist in den letzten 14 Tagen passiert?
Seit dem Auftreten des Coronavirus in Italien ist der Virus nicht mehr nur das „fremde Problem“ weit weg in der Ferne, sondern ein akutes Thema direkt vor der Haustür. Dies und der weitere Verlauf mit der Ausbreitung in Europa hat zu enormer Verunsicherung geführt und Unsicherheit ist eben das, was die Börsen nicht mögen. In Folge haben wir eine starke Abwärtsbewegung in den globalen Aktienindizes gesehen. Von Ihren Höchstständen am 19.02. ging es rasant um zweistellige Prozentpunkte nach unten bis hin zu Ihren bisherigen Tiefpunkten am 28.02.
Was waren die Gründe für die heftige Dynamik der Verluste?
Zum einen waren die Indizes ähnlich in einem sogenannten „Melt-Up-Szenario“ (dynamischer Anstieg über Normalniveau) bereits sehr stark angestiegen und zum Teil weit weg von Ihren gleitenden Durchschnitten (z.B. Abstand Nasdaq zu dessen 200-Tage-Linie über 18%). Eine Korrektur im Sinne eines „Durchatmens“ des Marktes war daher immer mehr wahrscheinlich geworden. Aus diesem Grunde hatten wir auch von neuen Investments im dynamischen Themenbereich auf den hohen Preisniveaus abgesehen bzw. temporär verkauft, um nach einer Korrektur des Marktes hier erneut einzusteigen.
Als das Coronavirus dann auch vor der Haustür und somit nicht „nur“ im weit entfernten China angekommen war, wurde dies als Auslöser für die Korrektur von den Anlegern schnell angenommen. Die sich u.a. auch durch dementsprechende Medienberichterstattung verstärkende Unsicherheit entwickelte sich zudem mehr und mehr zu einer regelrechten Panik, wie es die nach Hamsterkäufen leeren Regale der Supermärkte gezeigt haben.
Zu der benötigten Abkühlung der Aktienkurse kam somit eine größere Unsicherheit hinsichtlich der Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft hinzu. Hier geht es vor allem um die Lieferketten in unserer globalisierten Welt und das Konsum- und Reiseverhalten von verängstigten Menschen.
Konkrete Zahlen oder valide Analysen hierzu gibt es schlichtweg noch nicht im Detail, weshalb die Börsen zunächst einmal schlechte Nachrichten eingepreist haben. In dieser Phase haben wir sukzessive und mit Bedacht Liquidität aufgebaut um angemessene Mittel für einen Neueinstieg zu günstigeren Kursen zu haben. Von den Verlusten in den breiten Indizes waren unsere Kunden daher nur zu einem kleineren Teil. Hier ist Risikomanagement gefragt, was gleichzeitig zu Outperformance durch Verlustbegrenzung führt.
Wie geht es kurzfristig weiter?
Die Dynamik von Verlusten über 10% bei den großen Indizes innerhalb von nur wenigen Tagen war enorm. Es gibt jedoch vergleichbare Situationen von derart schnellen Abverkäufen innerhalb weniger Tage, welche häufig das gleiche Muster aufzeigen:
Nach einem schnellen Abverkauf von über 10% innerhalb weniger Tage kommt es zu einer ruckartigen Gegenbewegung („Bounce“) gefolgt von einer erneuten Abwärtsbewegung mit einem Test der alten Tiefstände oder Ausbildung neuer Tiefstände. Erst danach kam es in vielen Fällen dann zu einer nachhaltigen Erholung. Bildlich kann man das vergleichen mit einem Tennisball der nach einem heftigen Aufprall zunächst nach oben fliegt, ehe er nochmal abfällt.
Dies würde bedeuten, dass ein zu schnelles Einsteigen sich nochmal als sogenannte „Bullenfalle“ entpuppen könnte. Die positive Gegenbewegung der letzten zwei Tage war mit Blick auf die hohe Volatilität und den zuvor extremen Verkäufen gerechtfertigt, muss sich nun jedoch zunächst als nachhaltig erweisen. Wir fühlen uns an dieser Stelle mit der geschaffenen Liquidität und den noch im Depot befindlichen Werten gut positioniert.
Wir sind jedoch auch flexibel und bereit, unsere Szenarien anzupassen.
So gilt es, sich für den Fall vorzubereiten, dass der Tennisball aufgefangen wird und nicht nochmal groß herabfällt. Dieses Szenario bedarf jedoch mehr als eine „Emergency“-Zinssenkung der amerikanischen Notenbank FED wie gestern gesehen. Diese hat die Anleger eher verwirrt und verunsichert. Es gibt durchaus Mittel, die sich dafür eignen, die Wirtschaft deutlich zu stützen, jedoch wohl bedacht sein wollen von den jeweiligen Regierungen, Notenbanken und Unternehmen.
Wie geht es mittelfristig weiter?
All dies ist und wird von uns eng in der kurzfristigen Sicht beobachtet und dementsprechend bewertet. Die Weltwirtschaft steht zweifelsohne vor einer Abwärtsphase, die sie jedoch im Laufe des Jahres hinter sich lassen wird. Mittelfristig sehen wir daher sehr gute Chancen für eine ebenso dynamische Erholung. Der Anleihenmarkt ist erst recht nach den jüngsten Zinssenkungen der FED (und hier ist mit noch weiteren Zinssenkungen zu rechnen) eine immer unattraktivere Alternative. Die Aktienmärkte sind nach den Abverkäufen nun wieder auf „normaleren“, z.T. günstigen Niveaus angekommen und mit der anstehenden Präsidentschaftswahl in den USA stehen weitere Stimuli für die Wirtschaft und den Konsumenten ins Haus.
Wir selektieren attraktive Opportunitäten in Branchen, Sektoren oder Themen, welche sich bereits jetzt oder in naher Zukunft für einen Einstieg eignen unter der Prämisse, dass sie eine hohe Qualität aufweisen (Bilanzstruktur, Gewinnvariabilität, Preissetzungsmacht, Korrelation zu Themen rund um das Coronavirus, …). Neben Angst & Panik in Verlusttagen, ist jedoch auch Gier an Tagen der Erholung kein guter Berater. Wir bleiben flexibel in unserem Management und berücksichtigen bei einzelnen Entscheidungen stets die Gesamtsituation.