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Markt & Meinung

Rückblick 2020 – Ausblick 2021

von 11. Januar 2021Juli 31st, 2023No Comments

Rückblick
Mit COVID-19 legte eine globale Pandemie nahezu alle weltweiten Volkswirtschaften streckenweise synchron lahm und Anleger erlebten die erste globale Rezession seit Ende des zweiten Weltkriegs. Insbesondere die Märkte für Aktien und Unternehmensanleihen brachen in Rekordzeit ein und verloren zweistellig. Die Regierungen versuchten durch schnelle Lockdowns ihre Gesundheitssysteme möglichst zeitnah zu entlasten. Einige Schwellenländer erreichten die Grenzen Ihrer medizinischen Versorgung bedenklich schnell. Aber auch entwickelte Länder wie die USA und weite Teile Europas versäumten ein rechtzeitiges Eingreifen. Je früher und entschlossener Regierungen mit Distanzierung und Abschottung reagierten, umso besser ließen sich die Ansteckungszahlen unter Kontrolle halten. Die grenzübergreifenden Beschränkungen führten außerdem zeitweise zum Zusammenbruch der internationalen Lieferketten, die Globalisierung zeigte ihre Verletzlichkeit. Erste Konzerne fangen an, Produktionsstandorte zurück in die Heimatländer zu verlegen. Impfstoffunternehmen arbeiteten erstmalig weltweit zusammen, um die gemeinsame Virusbedrohung schnellstmöglich zu bekämpfen.
Die ökonomischen Auswirkungen waren gerade in zyklischen Branchen spürbar. Die Aktienmärkte fanden überraschend schnell einen Weg, sich ab April von dem realwirtschaftlichen Einbruch abzukoppeln und bis Jahresende ihre alten Höchststände weitgehend wieder zu erreichen, teilweise sogar zu übertreffen. Den Hauptgrund für die frühzeitige Erholung stellten die expansiven Wirtschaftspakete der Regierungen und Notenbanken dar, welche in nie gesehenem Ausmaß die Volkswirtschaften stützen sollten. Ab November gab zudem die Hoffnung auf kurzfristig verfügbare Impfstoffe einen zusätzlichen Kursschub. Seit der US-Wahl konnte eine kurzfristige Rotation aus COVID-Gewinnerbranchen hin zu den bisherigen Verliereraktien der Pandemie festgestellt werden. Allerdings korrigierten die Gewinnerbranchen, wie die Technologie, kaum merklich, sondern verharrten auf Ihrem hohen Niveau.

Ausblick
Die extrem expansive Vorgehensweise führt zu stark steigender Staatsverschuldung. Aber auch die Unternehmen können sich zu günstigen Konditionen weiter verschulden. In Deutschland ist das Insolvenzrecht noch bis Ende Januar ausgesetzt. Sollte diese Ausnahmeregelung tatsächlich auslaufen, ist eine anschließende Insolvenzwelle nicht auszuschließen. Das Risiko von Preissteigerungen durch höhere Kosten einer anlaufenden Deglobalisierung könnte mittelfristig die Zinspolitik der Notenbanken unter Druck setzen. Ein Warnsignal ist die stark gestiegene Anzahl an spekulativ orientierten US-Privatanlegern, die einige Investment-Themen auf extrem hohe Bewertungen getrieben hat. Eine überraschende Stimmungsänderung kann hier in den nächsten Monaten zu deutlichen Gewinnmitnahmen mit erheblichen kurzfristigen Kursrückgängen führen.
Den genannten Risiken stehen aber auch positive Tendenzen gegenüber. Das Ende der COVID-Einschränkungen und eine Grundimmunisierung haben das Potenzial, eine dynamische Konsumwelle und einen volkswirtschaftlichen Wachstumsschub auszulösen. Die durch die Pandemie ausgelösten Verhaltensweisen haben die bestehenden strukturellen Trends wie Digitalisierung und nachhaltiges Investieren beschleunigt und werden sich unseres Erachtens auch zukünftig weiter positiv entwickeln. Auch die geopolitische Weltordnung hat sich durch COVID verändert. Die schnellere Eindämmung des Virus gibt den asiatischen Staaten die Möglichkeit 2021, dynamischer zu wachsen als Ihre westlichen Pendants. Andererseits wird der neue US-Präsident politisch berechenbarer und gemeinsam mit der FED für ein expansives Gesamtpaket sorgen. Insgesamt bleibt somit die Aktie auch für 2021 immer noch die attraktivste Anlageform, da Sie über das deutlich bessere Chance-Risiko-Verhältnis verfügt als Rentenpapiere. Es kommt jedoch immer stärker darauf an, in den richtigen Branchen und Regionen investiert zu sein.