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Markt & Meinung

Jahresausblick 2020

von 13. Januar 2020August 3rd, 2023No Comments

Für das Anlageumfeld für 2020 rechnen sowohl Marktteilnehmer als auch Analysten mit wenig Veränderung bei den Rahmenbedingungen. Die alten Probleme sind nicht gelöst und bieten damit auch die altbekannten Chancen für das neue Jahr. Die Bewertung der Unternehmen ist zwar in der Breite gestiegen, erscheint aber relativ zu den Anlagealternativen im festverzinslichen Bereich weiterhin günstig. Auch der Handelskonflikt USA-China sowie der Brexit sind bis dato noch nicht gelöst, deren Einfluss sollte aber tendenziell abnehmen. Eine nachhaltige Einigung beim Handelsstreit würde nochmals als Katalysator zusätzlich stimulierend auf Konjunktur und Aktienmärkte wirken.

Ein wichtiger Faktor für die Kapitalmärkte stellt die US-Wahl im Jahr 2020 dar. Die Aktienkurse konnten bisher vom positiven Einfluss der bevorstehenden Wahl profitieren, da diese die Bereitschaft aller Verantwortlichen erhöht hat, einer Lösung beim Handelskonflikt zuzustimmen. Eine Wiederwahl von Trump oder der Wahlsieg eines gemäßigten demokratischen Kandidaten erscheint als das Wahrscheinlichste und – zumindest für die Kapitalmärkte – positivste Szenario. Sollte sich jedoch ein betont linker Kandidat der Demokraten durchsetzen, besteht erhebliches Abwärtsrisiko für die Aktienmärkte.

Des Weiteren bleibt die expansive Notenbankpolitik als Treiber für Aktien- und Anleihemärkte auch in den nächsten Jahren bestehen. Das geldpolitische Umfeld zeigt somit wenig Veränderung. Die jüngsten Bekanntmachungen der FED sollten sich mit etwas zeitlichem Verzug bemerkbar machen und Risikoanlagen mit zusätzlicher Liquidität versorgen. Zudem hat die US-Notenbank in Wahljahren noch nie die Konjunktur mit Zinserhöhungen gebremst.

Der erfolgte Wachwechsel bei der EZB wird nicht zu einer Änderung der strategischen Ausrichtung der Geldpolitik in Europa führen. Auch China und Japan werden die heimischen Volkswirtschaften weiterhin mit konjunkturellen Maßnahmen stützen. Zinsanhebungen erscheinen in einem Umfeld eines schwachen Wirtschaftswachstums, geringer Inflationserwartungen und anhaltend hoher Nachfrage nach Rendite eher unwahrscheinlich. Um positive Renditen zu generieren, werden Anleger weiterhin in längere Laufzeiten bzw. geringere Bonitäten (oder beides) ausweichen. Die Wiederholung des Vorjahreserfolgs scheint bei Anleihen nahezu unmöglich.

Gold bleibt als Kriseninvestment aufgrund des zuvor genannten geldpolitischen Umfelds sowie möglicher geopolitischer Eskalationen ein sinnvoller Portfoliobaustein zur Risikoreduzierung. Die ETF-Anbieter von physischem Gold verbuchen nachhaltige Liquiditätszuflüsse. Zudem sorgen die Notenbanken selbst durch Käufe für Nachfrage.

Der aktuell hohe Optimismus und die überkaufte Stimmung mahnen kurzfristig zur Vorsicht, ebenso die aktuellen Entwicklungen im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Aufgrund der insgesamt gesehen positiven Rahmenbedingungen wollen wir Korrekturen am Aktienmarkt jedoch erneut für Käufe nutzen. Die Investitionsquote der institutionellen Anleger in Aktien ist weiterhin vergleichsweise niedrig aufgrund der verstärkten Zuflüsse in Anleihen bei zeitgleichen Abflüssen in Aktien im vergangenen Jahr.

An den Kursprognosen der Banken bis zum Jahresende 2020, die die Wirtschaftsteile der großen Tageszeitungen traditionell zum Jahresende füllen, beteiligen wir uns an dieser Stelle nicht. Gefragt ist vielmehr Aufmerksamkeit und Flexibilität bei Richtungswechseln sowie Konsequenz bei der Umsetzung. Ein durchschnittliches (recht mutloses) DAX-Kursziel der Banken von 14.000 zum Jahresende ist dabei als Kompass jedoch ungeeignet.