Auch das dritte Quartal war wieder sehr politisch geprägt. Bekannte Problemfelder wie der Brexit, aber auch die Handelsunstimmigkeiten der Amerikaner mit China, Japan und der EU verursachten ein Wechselbad der Gefühle. Der jüngst in den Mittelpunkt gerückte Angriff auf die saudischen Ölraffinerien wurde von den Marktteilnehmern überraschend gelassen hingenommen. Die Aktienmärkte neigten zur Mitte des Berichtszeitraums zur Schwäche, konnten diese aber größtenteils im September ausgleichen. Dies ist umso erstaunlicher, da die konjunkturelle Datenbasis weiter erodierte. So zeigen nicht nur der deutsche IFO-Index, sondern auch die Einkaufsmanager im verarbeitenden Gewerbe mittlerweile ein rezessives Niveau an. Die exportabhängige deutsche Wirtschaft rutscht im Ländervergleich zusehends an das europäische Tabellenende. Aber auch die Frühindikatoren der anderen namhaften Volkswirtschaften deuten auf wirtschaftliche Schrumpfung hin oder sind zumindest rückläufig. Die erhöhten Handelszölle sowie die zähen Verhandlungen zeigen somit erste negative Begleiterscheinungen für alle direkten und indirekten Beteiligten. Die Folge ist fortlaufende Verunsicherung und Investitionszurückhaltung der Unternehmer.
Warum halten sich dann die Aktienmärkte in der Nähe Ihrer Hochstände? Die Antwort ist in der weltweit weiterhin expansiven Geldpolitik der Notenbanken zu finden: Europäer, Schweizer, Amerikaner und Japaner senken die Leitzinsen oder bleiben ihrer Nullzinspolitik treu. Die EZB kauft sogar erneut Anleihen auf und senkt damit zusätzlich die Bondrenditen. Die damit verbundene Liquiditätsüberversorgung stützt nicht nur die Aktienmärkte, sondern vor allem die Anleihemärkte. Das Volumen der negativ verzinsten Anleihen verdoppelte sich weltweit in den letzten 8 Monaten und erreichte mit rund 17 Billionen USD schwindelerregende Ausmaße. Europa steuert in diesem Fall den Spitzenanteil bei. Deshalb bleibt die Suche nach attraktiven Realrenditen in Bonds für alle Investoren ein immer schwierigeres Unterfangen. Die weltweit massiv gefallenen Renditen führten andererseits zu deutlichen Anstiegen der Edelmetallpreise. Mittelfristig bleiben Gold und Silber aufgrund der weltweit expansiven Notenbankpolitik als Depotbeimischung attraktiv.
Wir haben im vergangenen Quartal auf die Marktbewegungen reagiert. Dies ging mit einem Abbau der zyklischen Branchen und Chinainvestments hin zu defensiveren Assets einher. Staatsanleihen und Pfandbriefe bleiben für uns im aktuellen Marktumfeld weiterhin keine Option. Wir prüfen alternativ weitgehend marktunabhängige Assets.
Die Unternehmenszahlen zum dritten Quartal werden verstärkt im Fokus der Marktteilnehmer stehen, um besser bewerten zu können, wie stark das operative Geschäft durch die protektionistische Haltung der Akteure im Handelskrieg gelitten hat. Jüngste Aussagen von Unternehmen zyklischer Branchen zu Themen wie Auftragseingängen, Kurzarbeit, Entlassungen oder Revidierung der Gewinnaussichten, sorgten im Vorfeld für Unsicherheit bei den Investoren. Die Erwartungen namhafter Finanzinstitute bezüglich des vierten Quartals liegen zudem sehr weit auseinander. Wir gewichten aufgrund der schwachen Frühindikatoren aktuell Europa unter und präferieren US- und eingeschränkt Asien- bzw. Schwellenländerinvestments. Mit der näher rückenden US-Wahl und der Schäden, die bereits durch die erhöhten Handelszölle entstanden sind, sollte die Wahrscheinlichkeit für eine Annäherung zwischen den USA und China im Oktober gegeben sein. In Verbindung mit weiteren Zinssenkungen der FED und der weltweit guten Liquiditätsversorgung kann dies zu einer deutlichen Entspannung an den Aktienmärkten führen. Wir bleiben dennoch für den Oktober vorsichtig positioniert, werden aus heutiger Sicht tiefere Kurse jedoch nutzen, um Aktien zuzukaufen.