Das dritte Quartal endete mit einem turbulenten September. Saisonal sollte dies nicht überraschen, im Kontext der bekannten geldpolitischen Lage, der anhaltenden COVID19-Situation und unter Berücksichtigung der anstehenden US-Wahl blieben die Kapitalmärkte unruhig und richtungslos. Während die US-Märkte aufgrund guter Konjunkturdaten wie den Einkaufsmanagerindices, den Einzelhandelsumsätzen und Lagerbeständen bis Anfang September nochmals zulegen konnten, bewegten sich ihre europäischen und japanischen Pendants in einer Seitwärtsphase. Speziell die US-Technologie weitete ihre Bewertungsniveaus bedenklich aus.
Die Mitte September einsetzende Korrektur wurde daher durch Gewinnmitnahmen bei den Technologieaktien angeführt, griff in Folge dann aber auch auf den zyklischen Bereich über. Zu den weiteren Verlierern gehörten defensive Sektoren wie Öl und Gas. Edelmetalle wie Gold und Silber kamen ebenfalls von Ihren Rekordständen zurück. Schweizer Aktien und
Staatsanleihen hielten sich dagegen stabil und verteidigten Ihr hohes Niveau.
Die Notenbanken blieben erwartungsgemäß bei ihrer expansiven Geldpolitik. Aus den jüngsten Sitzungen resultierten jedoch keine neuen geldpolitischen Impulse. Die Inflation war rückläufig und gibt somit für die kommenden Quartale den entsprechenden expansiven Spielraum für EZB und FED.
Die Konjunkturdaten kühlten sich zuletzt wieder ab und deuten damit eher auf eine langsame Wirtschaftserholung als auf eine schnelle V-förmige hin. Die Datenunterschiede zwischen verarbeitendem Gewerbe und Dienstleitungssektor bleiben auch weiterhin vom Infektionsgeschehen geprägt. Die Neuinfektionen in Europa haben sich zuletzt wieder bedenklich entwickelt. Speziell für Europa rückt zudem erneut die Brexit-Entscheidung in den Blickpunkt und sorgt für Nervosität an den Märkten.
Kurzfristig liegt das Hauptaugenmerk auf der Berichtssaison der Unternehmen zum 3. Quartal. Sollte auch diesmal ein Großteil der Unternehmen einen Ausblick schuldig bleiben, könnten die Marktteilnehmer verschnupft reagieren. Dennoch wird sich die Weltwirtschaft tendenziell weiter erholen, wenn auch deutlich langsamer und mit häufigeren Unterbrechungen, als zunächst von den Märkten eingepreist. Pauschale Länder-Lockdowns sind auch bei weiter steigenden Infektionszahlen nicht zu erwarten; verschärfte Maßnahmen sollten eher lokal begrenzt bleiben. Zudem werden Regierungen und Notenbanken auch weiterhin mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Volkswirtschaften unterstützen. Das bedeutet anhaltend niedrige Zinsen und macht Investments in Staatsanleihen und Pfandbriefe nach wie vor unattraktiv. Gold sollte hingegen von den negativen Realzinsen auch zukünftig profitieren können. Ebenso bleiben Aktien eine alternativlose Anlageklasse, insbesondere da diese in Relation zu Anleihen nicht überbewertet erscheinen.
Eine nachhaltige Wirtschaftserholung im produzierenden Gewerbe, in der Gastronomie sowie in der Reise- und Verkehrsbranche ist aber erst in Sicht, wenn ein erfolgreicher Impfstoff in die Massenproduktion geht. Ein Durchbruch bei der Forschung wird in den nächsten Quartalen wahrscheinlicher und wird dazu führen, dass die Corona-gebeutelten Branchen aufholen. Der durch die Pandemie beschleunigte Digitalisierungstrend bleibt allerdings auch zukünftig intakt, weshalb wir in Korrekturphasen unsere Technologiegewichtung in den Portfolien erhöhen werden.
Neben den genannten Faktoren sollte auch die US-Wahl in den nächsten Wochen verstärkt in den Fokus der Investoren rücken und wird vermutlich das wichtigste Event für die Kapitalmärkte im 4. Quartal. Auf einen klaren Sieg der einen oder anderen Seite werden die Märkte unseres Erachtens positiv reagieren. Ist das Ergebnis jedoch unklar mit der Folge von Unruhen, die in einer aufgeheizten Stimmung auch heftig ausfallen können, kann es zu temporären Rückschlägen kommen. Es ist jedoch zu hoffen, dass es in den Wochen und Monaten nach der Wahl nicht zu einer institutionellen Krise in den USA kommt. Falls doch, werden wir unsere positive Erwartung, insbesondere für die Aktienmärkte, genau überdenken und die Depots vermutlich noch robuster aufstellen müssen.